James Gordley, The Philosophical Origins of Modern Contract Doctrine (1991)

Gordley, The Philosophical Origins of Modern Contract DoctrineBis heute hält sich die Überzeugung, wissenschaftlich gute Bücher zeichneten sich vor allen durch große Differenziertheit und inhaltliche Ausgewogenheit aus. Auch deshalb werden Fachbücher oft für Kundige wie Laien zur schweren Kost. Besonders deutschsprachigen Autoren wird dies oft vorgeworfen – und völlig unbegründet ist diese Kritik wohl nicht. Umso schöner, wenn sich aus diesem Rauschen eine klare These erhebt und konsequent verfochten wird. Gordley jedenfalls nimmt sich diese Freiheit und knöpft sich dabei eine zentrale ideengeschichtliche Entwicklung vor, die unsere vertragstheoretischen Vorstellungen bis heute prägt: die Ablösung eines aristotelisch-thomistischen Denkens durch ein stark naturrechtlich-individualistisch beeinflusstes Ideal, das sämtliche Vertragsinhalte vor allem auf einen autonomen Bindungsakt der Vertragspartner bei Vertragsschluss stützt. Erst die hiermit verbundene Missachtung und Verschüttung bewährter Erkenntnisse habe uns die zahlreichen dogmatischen Probleme beschert, mit denen wir heutzutage kämpfen. „James Gordley, The Philosophical Origins of Modern Contract Doctrine (1991)“ weiterlesen

Richard Hyland: Gifts (2009)

Glaubt man gängigen vertragstheoretischen Darstellungen, so kennt unsere Rechtswirklichkeit kaum einen anderen Vertragstyp als den des Kaufs – mit für unser Vertragsverständnis oft verhängnisvollen Folgen. Denn viele Probleme werden erst dann deutlich, wenn wir uns auch ganz anderen Rechtsgeschäften zuwenden. Die Schenkung – ein praktisch durchaus bedeutsames Phänomen – gehört dazu. Wann immer wir etwa ein substanzielles Kriterium für notwendig erachten, sei es ergänzend oder für eine Richtigkeitsgewähr, versagen insbesondere Äquivalenz und consideration. Genauso ist es durchaus schwer, die Schenkung subsumtionsfähig von einer Drohung abzugrenzen – gerade aus Sicht prozeduraler Ansätze wie der Willens- oder der Erklärungstheorie. Ebenso müssen diese Konzepte erst einmal erklären, warum hier typischerweise ein erhöhter Übereilungsschutz gilt. Schließlich fragt sich gerade bei unentgeltlichen Rechtsänderungen, weshalb der Schenkende eigentlich an seinen Willen bzw. an seine Erklärung gebunden sein sollte. „Richard Hyland: Gifts (2009)“ weiterlesen

Catharine MacMillan: Mistakes in Contract Law (2010)

Buchcover von MacMillan Mistakes in Contract-LawWann immer Themen behandelt werden, die gerade als modern gelten, ist zu befürchten, dass der wissenschaftliche Ertrag gering und das Ausmaß an Zweitverwertung groß ausfällt. Bestenfalls werden hier altbekannte Argumente neu präsentiert, schlimmstenfalls kulturelle Reichtümer verschüttet und verfälscht. Genau solche Befürchtungen könnte man hegen, nimmt man MacMillans Buch in die Hand. Geht es doch dort um ein solches Modethema, nämlich das, was man heutzutage als Rechtstransplantat oder Rechtsexport bezeichnet. Konkret behandelt die Autorin die Einflüsse Pothiers und Savignys auf die Mistake-Doktrin im Common Law – ein gewisse Irrtümer erfassendes Rechtsinstitut, über dessen genauen Inhalt sich bis heute trefflich streiten lässt. Dass die Lektüre dennoch gleichermaßen spannend wie aufschlussreich ausfällt, liegt vor allem daran, dass sich MacMillan nicht in abstrakt-theoretisierenden Ausführungen verliert. Vielmehr untersucht sie die Übernahme fremder Rechtsvorstellungen „nur“ anhand eines klar umgrenzten Bereichs – dies dafür aber fundiert. „Catharine MacMillan: Mistakes in Contract Law (2010)“ weiterlesen

Wolfgang Kersting: Die politische Philosophie des Gesellschaftsvertrags (1996)

Titelblatt KerstingSo ein Vertrag ist schon eine tolle Sache und gerade unter Wissenschaftlern äußerst beliebt: Nicht nur ist diese Gebilde weit verbreitet – stündlich werden Millionen davon geschlossen. Auch normativ scheint es uns zu beruhigen, wenn wir an andere gerichtete Forderungen nicht etwa auf substanzielle Gesichtspunkte stützen müssen, sondern „nur“ die Zustimmung der jeweils betroffenen Personen. Dies führt dazu, dass bisweilen selbst dort die merkwürdigsten Verträge bemüht werden, wo es der unbefangene Betrachter nicht unbedingt vermuten würde. „Wolfgang Kersting: Die politische Philosophie des Gesellschaftsvertrags (1996)“ weiterlesen